Weshalb der Ausbau der Asylheime wohl unnötig ist

Während in Nachbargemeinden Unterkünfte leer stehen oder geschlossen werden, plant Maur die Erweiterung gleich zweier Asylheime. Die Gemeinde verweist auf vorausschauende Planung – doch aktuelle Zahlen und Vorfälle lassen Zweifel am tatsächlichen Bedarf aufkommen.

Ein Vorfall in Benglen Mitte Oktober hat die Diskussion um die Asylunterkünfte in Maur neu entfacht. Ein 35-jähriger Schweizer, der vorübergehend im Containerbau an der Lohwisstrasse in Ebmatingen untergebracht war, drang nachts in das Schlafzimmer einer jungen Frau im benachbarten Benglen ein. Die Mutter der Betroffenen konnte den Eindringling fotografieren, die Polizei nahm ihn fest. Pikant: Der Mann mit Migrationshintergrund ist Sozialhilfebezüger – kein Asylsuchender.

Zeitlich begrenzte Unterbringung

Die Gemeinde reagiert auf die Kritik. «Solche Unterbringungen finden nur sehr selten statt und sind immer zeitlich begrenzt», betont Alexander Lenzlinger, Gemeinderat und Ressortvorsteher Gesellschaft gegenüber der Gemeindezeitung «Maurmer Post». Der Vorfall habe die Bevölkerung verständlicherweise verunsichert, so Lenzlinger weiter. Als Reaktion habe die Gemeinde kurzfristig einen 24-Stunden-Sicherheitsdienst eingeführt und die betroffene Person ausserhalb von Maur untergebracht.

Polizeipatrouillen

Auch Polizeistreifen patrouillieren seither regelmässig im unteren Dorfteil von Ebmatingen, sagen die Anwohner.

Trotz dieser Massnahmen wächst das allgemeine Unbehagen – nicht nur wegen des Sicherheitsgefühls, sondern auch wegen der grundsätzlichen Asylpolitik der Gemeinde. Denn Maur will die bestehenden Unterkünfte an der Lohwisstrasse und Tobelstrasse ausbauen. Das Volk wird an der Urne darüber entscheiden. Begründet wird die Erweiterung mit einem angeblich zunehmenden Platzbedarf für Schutzsuchende.

Oetwil schliesst Asylheim

Ein Blick in die Nachbargemeinden wirft jedoch Fragen auf: In Oetwil am See schliesst die Gemeinde ihre teuerste Asylunterkunft per Anfang 2026 – die Liegenschaft Mühlegg – wegen sinkender Belegung und stabiler Asylquote von 1,4 Prozent. Auch in Fällanden stehen die Wohncontainer in der Bachwis (Bild) «grossmehrheitlich leer».

Wenn in den umliegenden Gemeinden also Kapazitäten abgebaut oder gar ungenutzt bleiben, stellt sich die Frage: Warum braucht gerade Maur mehr Platz?

Die Gemeinde verweist auf die kantonale Quote, doch diese scheint aktuell kein Engpass zu sein. Der Eindruck drängt sich auf, dass Maur mit dem Ausbau ihrer Asylinfrastruktur vorprescht – während der reale Bedarf stagniert.

Fragwürdiger Standort

Auch die örtliche Situation in Ebmatingen sorgt für Kritik. Der Leserbrief einer Anwohnerin in der «Maurmer Post» bringt es auf den Punkt: Der abgelegene Standort beim Polla-Hof sei schlecht gewählt und vom Gemeinderat «in eigener Regie» beschlossen worden. In der anstehenden Abstimmung müsse die Bevölkerung die Möglichkeit haben, über diese Entscheidung mitzubestimmen.

Angesichts leerer Unterkünfte in den Nachbargemeinden, stabiler Asylzahlen und wachsender Sicherheitsbedenken stellt sich somit die Frage, ob Maur mit der geplanten Erweiterung tatsächlich ein Problem löst – oder vielmehr eines schafft.