Gemeinderat Lenzlinger im Selbstgespräch

Gemeinderat Alexander Lenzlinger weibelt in der aktuellen «Maurmer Post» für das rund 5 Millionen Franken teure Asylprojekt in Ebmatingen und Aesch. Er tut es mit bestechenden Argumenten – und sehr souverän. Die Crux dahinter: Der als journalistisches Interview getarnte Beitrag ist plumpe Politpropaganda.

Es kündigt sich ein heisser Abstimmungsherbst in der Gemeinde Maur an. Dabei geht es weniger um den freien Sitz in der Rechnungsprüfungs-Kommission sondern vor allem um die «Asylvorlage», mit der an den Standorten Lohwis in Ebmatingen und Tobelstrasse in Aesch neuer Raum geschaffen und bestehende Infrastrukturen «verewigt» werden sollen.

Die Millionen-Container

Ganz billig ist die Sache nicht. Die Gemeinde rechnet mit Ausgaben von rund 5 Millionen Franken – ein stolzer Betrag für Installationen, die vielleicht schon bald nicht mehr gebraucht werden.

Vor diesem Hintergrund nutzt Gemeinderat Alexander Lenzlinger, Vorsteher des Ressorts Gesellschaft, die Gelegenheit, in der aktuellen «Maurmer Post» die Haltung des Gemeinderats darzulegen. Er tut es nicht – wie es korrekt wäre – in der Rubrik «Amtliches», sondern an prominentester Stelle, auf den ersten beiden Seiten der Publikation.

Der längste Titel der Welt

Seine wichtigste Botschaft («Es geht primär darum, den angespannten Wohnungsmarkt nicht zusätzlich zu belasten») ist schon im Titel zu lesen – vermutlich eine der längsten und holprigsten Schlagzeilen in der helvetischen Mediengeschichte.

Die mit der Blattproduktion beauftragte Stadtzürcher PR-Agentur «Wortstark» bemüht sich auch auf den folgenden anderthalb Seiten nicht darum, den journalistischen Schein aufrechtzuerhalten. Die entscheidende Frage auf jeden Fall wird nicht gestellt: Wie man auf die Idee kommen kann, für einen temporären Container in Ebmatingen den Betrag von 1,905 Millionen Franken zu investieren? Dazu kommen 552’000 Franken für die Erneuerung des bestehenden Containers am gleichen Ort.

Der Heilige Geist

Wer aber weiterhin das Gefühl hat, er lese ein journalistisches Erzeugnis in der Gemeindepublikation, wird spätestens am Ende des Beitrags eines Besseren (oder Schlechteren) belehrt. Anstatt der Name des Fragestellers (oder der Fragestellerin) findet sich bloss das Kürzel «MP» als Schlusspunkt – was so viel heisst wie «Maurmer Post», deren redaktionelle Hoheit beim Gemeinderat liegt.

Mit wem sich Alexander Lenzlinger aber wirklich unterhalten hat, bleibt ein Geheimnis. Vermutlich war es ein Selbstgespräch – oder eine Begegnung mit dem Heiligen Geist. Dies würde immerhin zu Pfingsten passen. Frohe Festtage!

Thomas Renggli