Greifensee-Schifffahrt im Sturmtief
Die Schifffahrts-Genossenschaft Greifensee (SGG) befindet sich in einer finanziell stürmischen Situation. Seit Jahren sinken die Passagierzahlen, zuletzt 2024 erneut um fünf Prozent. Um den Trend entgegenzuwirken, soll vermehrt auf Erlebnisgastronomie gesetzt werden.
Im vergangenen Jahr sank der Umsatz auf rund 905’000 Franken, was einem Rückgang von 177’000 Franken gegenüber dem Vorjahr entspricht. Insgesamt verzeichnete die SGG einen Jahresverlust von über 244’000 Franken. Diese Zahlen veröffentlichte der «Tages-Anzeiger» am Montag.
Auch das Wetter spielte der Genossenschaft 2024 nicht in die Karten: Hochwasser in der Hochsaison sowie eine längere Schlechtwetterperiode führten zu massiven Einnahmeverlusten.
Nur Maur – Uster im ZVV-Tarifsystem
Um diesem negativen Trend entgegenzuwirken, möchte die SGG ihre Rundfahrten in das Tarifsystem des Zürcher Verkehrsverbunds (ZVV) integrieren. Bislang ist nur der Linienkurs Maur–Uster Teil des ZVV-Tarifsystems.
Durch die Ausweitung dieser Praxis könnten die Ticketpreise drastisch gesenkt werden, was die Konkurrenzfähigkeit gegenüber anderen Schifffahrtsunternehmen, etwa auf dem Zürichsee, verbessern würde. Zusätzlich hofft die Genossenschaft auf finanzielle Unterstützung durch die Gemeinden des Bezirks Uster.
Trotzdem zuvesichtlich
Neben dieser tariflichen Öffnung plant der neue Verwaltungsrat unter der Leitung von Gianluca Di Modica eine strategische Neuausrichtung. Das Angebot soll verstärkt auf kommerzielle Fahrten wie Erlebnisgastronomie, Hochzeitsrundfahrten oder Seebestattungen ausgerichtet werden. Für die Umsetzung wurde eine neue Geschäftsleitung eingesetzt. Trotz der Umstrukturierungen zeigt sich Di Modica zuversichtlich: Die aktuelle Saison sei gut angelaufen, insbesondere das Muttertagswochenende habe starke Besucherzahlen gebracht.
Grosse Herausforderungen
Trotz verhaltener Hoffnung bleiben die Herausforderungen gross. In den nächsten anderthalb Jahren stehen hohe Investitionen für die turnusgemässe Revision der Schiffe an, allein das Auswassern kostet rund 100’000 Franken. Auch die langfristige Elektrifizierung der Flotte wird zusätzliche Mittel erfordern. Sollte die SGG keine Unterstützung durch den ZVV oder die Gemeinden erhalten, wäre ihre Zukunft gefährdet – dennoch zeigt sich der Verwaltungsratspräsident optimistisch, dass dies nicht eintreten wird.