Der Kärcher-Trickbetrug
Neuer Trickbetrug: In der Gemeinde Maur treiben angebliche Putzequipen ihr Unwesen. Vorsicht vor Hochdruckreinigern.
Als es neulich um 10.00 Uhr morgens in Ebmatingen an der Haustüre klingelte, dachte ich nichts Böses. Ich rechnete mit der Nachbarin, die ihre Katze sucht oder mit einem Kind, das den Fussball über die Hecke gezirkelt hatte und sich entschuldigen wollte.
Doch es sollte anders kommen – ganz anders. Vor der Tür stand ein freundlicher Mann, der sich auf Englisch dafür entschuldigte, dass es in der nächsten Stunde etwas Lärm gebe. Er verrichte im Haus daneben an der Chalenstrasse Reinigungsarbeiten auf dem Garagenvorplatz.
Die Dampf-Methode
Fast beiläufig erwähnte er eine völlig neue Methode mit Dampf, die das Unkraut zwischen den Bodensteinen nachhaltig beseitige. Mein Interesse war geweckt. Und der Mann sagte: «Ich biete ihnen eine kostenlose Demonstration an, damit sie sich von der Wirkung überzeugen können».
Ich schlug ein – und sass damit (ohne es zu ahnen) bereits in der «Kärcher-Trickfalle». Sofort war ein Kollege des Mannes zur Stelle, der mit einem eher etwas antiquierten Geräte und einem Düsenkopf das Moos auf unserem Vorplatz entfernte. Das Resultat war tatsächlich beeindruckend: Die Steine, die zuvor verwachsen und von Sonne und Regen doch ziemlich ramponiert waren, erstrahlten wieder in frischem Hellgrau.
Wucherpreise
Auf meine Frage, wie teuer das ganze sei, sagte der Mann: «30 Franken pro Quadratmeter – ein Schnäppchen». Immerhin war ich noch so bei Sinnen, dass ich zu rechnen begann: Bei einem Garagenvorplatz von 10 Metern Breite und circa 15 Metern Länge, machte dies dann einen doch eher schwer verdaulichen Preis von 4500 Franken.
Ich winkte ab und sagte «No way». Doch die Arbeiter liessen sich nicht so leicht entmutigen. Auf die Frage, was mir das ganz wert sei, sagte ich: «Maximal 500 Franken». Das gehe gar nicht, sagte der Jüngere. Schliesslich arbeiten sie im Team mit hochwertigen Materialien und – nochmals – mit modernsten Methoden.
Nach einem weiteren Hin- und Her, einigten wir uns bei 650 Franken. Im Gefühl, dass ich soeben einen kleinen Handelssieg erzielt hatte, ging ich ins Haus zurück und widmete mich wieder meiner Arbeit. Zufrieden hörte ich zu, wie unten der Kärcher ratterte.
Die Polizei tritt aufs Parkett
Als es wieder klingelte, war ich weiterhin nicht beunruhigt. Ich öffnete – und sah einen anderen Mann, der ähnlich angezogen war wie sein Kollege. Als ich ihn auf Englisch ansprach, streckte er mir mit ernstem Gesicht einen Ausweis entgegen und sagte: «Kantonspolizei Zürich». Darauf kam die Frage: «Beschäftigen Sie Minderjährige?».
Ich fiel aus allen Wolken – und folgte dem Mann auf den Garagenvorplatz. Dort stand jetzt ein rotbackiger Jüngling in einer Wasserpfütze und schaute ziemlich konsterniert in die Welt. Von den älteren Kollegen war weit und breit nichts mehr zu sehen.
Kinderarbeit?
Ich war baff – und realisierte allmählich, was da vor sich ging. Dass mir der englischsprachige Jüngling vergewisserte: «Wir sind aus Schottland und ganz sicher keine Kriminellen» änderte daran nichts. Ich sagte dem Polizisten, der mit einem Kollegen gekommen war: «Ich will nur keine Scherereien». Es war sicher mein Fehler, dass ich mich quasi blind auf dieses Angebot eingelassen hatte, aber schliesslich ging ich davon aus, dass die Männer schon für meinen (absolut vertrauenswürdigen) Nachbarn gearbeitet hatten.
Die Fragen waren nun: Wie alt ist der Arbeiter. Und besitzen die Männer, die von der Polizei inzwischen aufgegriffen wurden, eine Bewilligung? Das Amt für Wirtschaftskriminalität lieferte per Telefon die Antwort: Nein! Schliesslich beorderte die Polizei die gesamte Putzequipe auf den Posten in Fällanden.
Das ganze Haus leergeräumt
Derweil hörte ich von einer Nachbarin von einem ähnlichen Zwischenfall, bei dem sich Männer als Arbeiter ausgegeben hatten und vorgaben, dass sie in der ganzen Strasse die Dachkonstruktionen kontrollieren müssen. So verschafften sie sich zutritt zum Haus – und räumten dieses faktisch leer.
Jetzt erschrak ich. Schliesslich hatte ich den Arbeitern breitwillig Zugang zur Garage gewährt, weil dort der Wasserhahn platziert ist. Und von dort ist der Wohnbereich nur ein paar Meter entfernt. Die Holztüre zum Untergeschoss dürfte für einen Profi kein Hindernis sein.
Der langen Rede kurzer Sinn: Wenn es am Morgen um 10 Uhr klingelt, seien sie auf alles gefasst – und gehen sie besser in Deckung.

Das grosse Schlamassel
Und rufen Sie lieber den Gärtner ihres Vertrauens für alle Kärcher-Arbeiten. Die Sauerei, die das (angeblich) schottische Personal bei uns zurückgelassen hat, erinnert an einen Fussballplatz in Aberdeen nach dreiwöchigen Regenfällen und einem Wochenendturnierm mit 15 Pub-Mannschaften.