Als Lothar über Maur fegte
Der Stephanstag 1999 versetzte die Schweiz in den Ausnahmezustand – auch Maur. Sturm Lothar liess die Bäume umknicken wie Zündhölzchen. Erinnerungen an ein epochales Ereignis, das bis heute nachstrahlt.
Es gibt Ereignisse, an die haben wir alle unsere Erinnerungen – da weiss man genau, wo man damals war. Für ältere Generationen ist es der Mord an John F. Kennedy oder die Mondlandung. Für Jüngere die Attentate von 9/11 oder der Beginn der Pandemie.
In diese Kategorie fällt auch der „Jahrhundert-Sturm“ Lothar, der vor exakt 25 Jahren über Europa fegte und auch in Maur erhebliche Schäden verursachte.
Man schrieb den 26. Dezember 1999. Fünf Tage vor der Jahrtausendwende – und ein Datum, das in die Geschichte eingehen sollte.
Apokalyptische Vorboten
Apokalyptisch verfärbte sich der Himmel an jenem Stephanstag. Die Kadenz der ruckartigen Windstösse nahm von Minute zu Minute zu. Nach dieser Ouvertüre brach „Lothar“ gewalttätig übers Mittelland herein.
Seine Wucht war beispiellos. Bewaldete Bergflanken wurden flächendeckend platt gewalzt, Bäume lagen ineinander verkeilt darnieder wie Mikadostäbchen. Auch in Maur riss der Sturm gewaltige Schneisen in die Wälder.
In der Schweiz erreichten die Sturmböen eine Geschwindigkeit von bis zu 140 km/h. Im deutschen Singen wurden gar 272 km/h gemessen. Die Schäden in der Schweiz beliefen sich auf knapp 1,2 Milliarden Franken. Lothar war der teuerste Sturm in der europäischen Geschichte.
Das Lothar-Haus von Binz
In Maur beschlossen mehrere Institutionen den Bau von Gebäuden mit Holz – unter anderem das „Lothar-Haus“ in Binz mit Fallholz als Verkleidung. Andererseits verwendet die Holzkorporation Maur für den Wiederaufbau der niedergebrannten Waldhütte Stuhlen Sturmholz.
2014 wurde das Lothar-Haus in Binz zum Kindergarten befördert. Oder mit anderen Worten: 15 Jahre nach der Katastrophe hatte der Sturm auch eine positive Wirkung erreicht.