Ticketverkauf im Bus wird schmerzlich vermisst

Seit dem Fahrplanwechsel können in den Bussen des Zürcher Verkehrsverbunds (ZVV) keine Billette mehr gekauft werden. Vor allem ältere öV-Benutzer tun sich schwer damit.

Noch schnell vor der Fahrt im Bus ein Ticket beim Chauffeur zu lösen, ist auf dem Streckennetz des ZVV, das auch die Gemeinde Maur umfasst, seit dem Fahrplanwechsel am 15. Dezember nicht mehr möglich. Das praktische Angebot wurde abgeschafft, weil die Verkaufsgeräte das Ende ihrer Lebensdauer erreicht hatten. Eine Erneuerung wäre wirtschaftlich nicht vertretbar gewesen, weil der Ticketverkauf im Bus sehr gering war und von Jahr zu Jahr abnahm. 

Schon heute werden 75 Prozent der Tickets digital (unter anderem per App) gekauft. Dies sagt Cristina Maurer von der ZVV-Medienstelle.

Problem für ältere Menschen

Für ältere Menschen kann dies aber zum Problem werden. Längst nicht alle öV-Benutzer sind digital problemlos unterwegs. Eine Leserin berichtet von ihrem 83-jährigen Vater, der regelmässig per Bus von Laupen ZH nach Wald Bahnhof fährt. Bisher löste er das Ticket für die siebenminütige Fahrt jeweils beim Chauffeur – für 2.40 Franken.

Alte Gewohnheit

Doch mit der Neuerung ist dies nicht mehr möglich. Der Senior wurde von der ZVV-Informationszentrale auf den telefonischen Ticket-Verkauf hingewiesen. Dort bestellte der Mann das Ticket unter Angabe seiner Swisspass-Nummer. Die Fahrkarte wurde ihm auf den Pass geladen – und der Mann fuhr wie gewohnt nach Wald. Als er die Rechnung aber in seinem Briefkasten fand, staunte er nicht schlecht. Anstatt der üblichen 2.40 Franken wurden ihm 5.05 Franken verrechnet. Dabei habe ihm die Frau am Telefon nicht auf Gebühren hingewiesen. Der Fahrpreis hatte sich also mehr als verdoppelt.

Happige Gebühren

Auf der Medienstelle der ZVV bedauert man die Unannehmlichkeiten, die dem Mann erwachsen sind. Cristina Maurer sagt: „ Der ZVV legt grossen Wert darauf, dass der öffentliche Verkehr für alle zugänglich bleibt. Aus diesem Grund bietet der ZVV gemeinsam mit Pro Senectute spezielle Kurse an, um Seniorinnen und Senioren den Umgang mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erleichtern.“

Die Gebühren erklärt Maurer mit der postalischen Zusendung der Rechnung und den Kosten für „Porto, Druck und Handling“.

Geschenkkarte oder Mehrfahrtenkarte als Alternativen

Die Mehrkosten könne man umgehen, indem man die Rechnung per Mail kommen lasse. Wer keinen Zugang zu einem Mailkonto hat, habe andere Möglichkeiten. Maurer: „Wir bieten eine öV-Geschenkkarte an. Wer eine solche bezieht, kann das Ticket beim telefonischen Verkauf mit dieser bezahlen.  Praktisch sind weiterhin die Mehrfahrtenkarten, die im Bus und an der Haltestelle abgestempelt werden können. Im ZVV-Gebiet gibt es ausserdem weiterhin rund 1400 Ticketautomaten und auch bediente Schalter.“

So oder so. Die Digitalisierung lässt sich nicht mehr aufhalten – und der physische Ticketkauf im Bus ist wohl für immer passé. Dass dies vielen Seniorinnen und Senioren das Leben erschwert, ändert daran nichts.